Ganz nüchtern betrachtet kann man den Zechprobst wie folgt definieren: den Zechpröbsten (lat.: vitribus; Stiefvater, auch Kirchenpfleger) kommt in der katholischen Kirche die Aufgabe zu, während des Gottesdienstes die Geldspendensammlung (Kollekte) durchzuführen. Zechpröbste waren gemeinsam mit dem Pfarrer die Vermögensverwalter einer Pfarre. Mit der Gründung des Pfarrkirchenrates ging diese Verwaltungsaufgabe aber an diesen über.
„Zechprobst sein“ ist aber viel mehr als nur das Sammeln der Kollekte während des Gottesdienstes: Es ist vielmehr ein aktiver Teil der Glaubensgemeinschaft zu sein.Diese ehrenamtliche Tätigkeit verlangt ein hohes Maß an Zuverlässigkeit.
Es ist üblich, dass der Zechprobst während der Messfeier ab dem Zeitpunkt der Opferung mit der „Tafel“ umhergeht und bei den anwesenden Gottesdienstbesuchern um eine Spende bittet. Für den Geldeinwurf wird für gewöhnlich vom Zechprobst mit einem „Vergelt’s Gott“ gedankt.
Eine weitere Aufgabe der Zechpröbste ist es bei verschiedenen Prozessionen die Kirchenfahne voran zu tragen. Dies gilt in Hallwang zum Beispiel für Fronleichnam (Prangtag) und dem Erntedankfest. Ebenso dürfen die Bittgänge nicht unerwähnt bleiben: Markusbittgang nach Söllheim am 25. April, Prozession nach Maria Plain am 01. Mai, St. Leonhard usw. Die Hallwanger Zechpröbste haben weiters die ehrenvolle Aufgabe für die Christbäume in der Pfarrkirche zur Adventzeit zu sorgen. Auch der Kirchenputz wird von ihnen unterstützt.
In Hallwang sind immer zwei Zechpröbste im aktiven Einsatz – der erste Zechprobst, welcher gerade neu begonnen hat – und der zweite Zechprobst, der bereits im zweiten Jahr im Dienst steht.
In Söllheim ist der Zechprobst immer für ein Jahr aktiv. Der neue Zechprobst wird hier am 26. Dezember (Stefanitag) verkündet. Besonders aktiv ist der Söllheimer Zechprobst jährlich zur Antoniusoktav, welche in der Woche um den 13. Juni (Antoniustag) gefeiert wird.
Die Zechpröbste stehen auch in enger Verbindung mit den Hallwanger Prangerstutzenschützen. In Söllheim wird am Anfang der Antoniusoktav (Eingang) dem neuen Zechprobst ein Ehrensalut (Lauffeuer) geschossen. Am Ende der Oktav, dem Ausgang, wird dann dem Zechprobst vom Vorjahr ebenfalls Ehre gezollt. In Hallwang wird dem Zechprobst am Prangtag (Fronleichnam) mit einem Lauffeuer Ehre gezollt. Die Zechpröbste bedanken sich dafür jeweils mit einem Fass Bier.
Wenn sich das Jahr dem Ende zu neigt, dann beginnt die Suche nach einem Nachfolger. Früher gab es sehr strenge Richtlinien zur Auswahl eines Kandidaten. Der Umgang mit Geld galt als sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Daher wurden nur Bauern oder Gewerbetreibende mit dieser Aufgabe betraut. Heute ist die Auswahl der Zechpröbste nicht mehr so streng und jeder freiwillige Helfer ist willkommen. In der Regel sucht der aktuelle Zechprobst einen Kandidaten und findet sich dann mit seinen 4 Vorgängern zum „Zechprobstbitten“ ein.
Die Bedeutung der Zechpröbste beweist die vorbildlich geführte Pfarrchronik, in welcher alle 170 Zechpröbste von 1430 bis 1750 namentlich erwähnt sind. Seit 1959 wird diese Aufzeichnung wieder lückenlos geführt.
In diesem Sinne dürfen wir heute unseren Dank an die aktiven - sowie allen bisherigen - Zechpröbste richten und sagen ein herzliches Vergelt’s Gott